Meine Temperaturdecke 2024 – ein Jahresprojekt mit Herz und Häkelnadel

Stolze Temperaturdecken-Queen

„So schräg! Und gar nicht schön!“ Das war meine erste Reaktion auf eine Temperaturdecke in Regenbogenfarben, die mir vor gut einem Jahr in meinen Facebook-Feed gespielt wurde. Doch es ließ mich nicht los. Ein Jahr lang jeden Tag eine Reihe häkeln, die Wollfarbe abhängig von einer Temperaturskala. Irgendwie schon ein tolles Jahresprojekt. Nun denn – ich pilgerte also in meinen Lieblingsladen „Wolle & Faden„, suchte mir 10 Farben nach meinem Geschmack und eine gute Häkelnadel aus und legte los. Und 365 Tage später, am 31.12.2024 war sie tatsächlich fertig! Was ich in diesem Jahr mit meiner Decke alles erlebt habe, was ich durch dieses Projekt über mich gelernt habe und meine besten Tipps und Tricks für Deine eigene Temperaturdecke verrate ich Dir in diesem Blogbeitrag.

Was eine Temperaturdecke ist – und was nicht

Gleich vorweg: Eine Temperaturdecke ist etwas völlig Unwissenschaftliches und hat mit dem Klimawandel nix zu tun. Jedenfalls bin ich es so angegangen. Es wird einfach ein Jahr lang jeden Tag eine Reihe gehäkelt (oder gestrickt).

10 Farben, 10 Temperaturbereiche

Die Farbe ist abhängig von der Tagestemperatur. Ich habe es mir ganz einfach gemacht und habe immer die Temperatur genommen, die mein Handy in dem Moment angezeigt hat, als ich mich zum Häkeln hingesetzt habe. Klar hätte ich am frühen Morgen vielleicht eine andere Farbe nehmen müssen als zu Mittag, aber wie gesagt – nicht wissenschaftlich.

Warum man so was macht

Mir hat die Idee gefallen, mich wirklich jeden Tag hinzusetzen und ein paar Minuten zu häkeln. Das Dranbleiben an einem Vorsatz hat mich genauso fasziniert wie das Etablieren einer neuen Gewohnheit. Und auch, dass in kleinen Schritte so ein Riesenprojekt bewältigt werden kann. Das „strenge“ Konzept fand ich auch großartig, denn es gibt einfach nichts zu entscheiden. Ich merkte, wie wohltuend das für mich war: 1 Reihe pro Tag, gleiches Muster, die Wollfarbe immer durch die Temperaturskala vorgegeben.

… und was es mit einem macht

Das Häkelprojekt war fast so etwas wie ein Antidepressivum für mich. Denn wirklich jeden Tag freute ich mich auf den Moment, wenn ich mich zum Häkeln wo gemütlich niederließ.

Freude über Vanilleeis-Gelb

Täglich knapp 10 Minuten mit mir und meinen Gedanken, mit einem guten Podcast oder schöner Musik zu verbringen, hat mir richtig gut getan. Ein weiteres Learning: Ich kann mich nicht überall durchschummeln und glauben, dass es schon irgendwie wird. Manche Fehler müssen ausgebessert werden, manchmal darf man neue Entscheidungen treffen und doch einen Schritt zurück gehen.

So schwer das Auftrennen der Decke nach einer Woche war, weil ich mich vertan hatte, so toll war dann der zweite Anlauf. Jeden Tag vor Augen zu haben, wie aus einem kleinen Schritt etwas ganz Großes wird, ist aufbauend.

Jede Reihe erzählt eine Story

Ebenso das Dranbleiben an einem Projekt, das mehr und mehr zu lieb gewonnenen Gewohnheit wurde. Das lässt sich sicher auf andere Vorhaben übertragen. Auch Flexibilität und Kreativität hat mich meine Decke gelehrt, etwa als ich meine Häkelnadel vergessen hatte oder mir die Wolle ausging. Vieles kannst Du einfach nicht planen, aber es gibt immer Lösungen. Darauf, dass ich es trotz der Vorgaben auf meine eigene Weise gemacht habe, bin ich stolz. Ein bisschen Spielraum wird einem doch immer geschenkt.

Wie es mir beim Häkeln ging – Krisen und Kreativflow

Als ich mich am 1. Jänner in Wien an meinen Küchentisch setzte und begann, war ich sehr euphorisch. Auch wenn es gar keinen Spaß macht, 250 Maschen anzuschlagen und dabei mitzuzählen. Und das Häkeln der ersten Reihe flutschte auch noch nicht so richtig. Am 3. Tag ging meine Decke das erste Mal mit mir ein paar Tage auf Reisen und ich häkelte in der Hotel-Lobby oder im Bett.

Jede Reihe erzählt eine Story

Am 5. Tag hatte ich dann meine erste Decken-Krise: Das gute, himmelblau-hellgraue Stück ringelte sich, die Maschenzahl stimmte nicht mehr, im Muster war der Wurm drin. Am 6. Tag entschied ich mich, die Decke wieder aufzutrennen und von vorne zu beginnen. Gute Entscheidung: Denn von Tag 7 bis Tag 365 ging es dahin wie am Schnürchen. Auch die zwei Mega-Themen Fädenvernähen und Rand löste ich schlussendlich gut.

Wie ich das Reisen mit Decke auf die Reihe bekam

Auf meiner ersten Reise Anfang Jänner war meine Decke nicht viel mehr als eine Schnur, aber auf meiner dreiwöchigen Kur im Frühjahr nahm sie dann schon etwas mehr Platz im Gepäck ein.

Mit der Decke auf Kur
Halbzeit in Hamburg

Und sie stellte mich gleich vor eine kleine Herausforderung: Ich musste online von einem Tag auf den anderen dunkelgraue Wolle auftreiben, weil das Wetter im April im Salzburger Land viel kälter als gedacht war.

Ende Juni – genau zur Halbzeit – ist meine dann schon recht ansehnliche Decke mit mir nach Hamburg geflogen, ich hatte Gott sei Dank Aufgabegepäck und Platz im Koffer.

Auf eine mehrtägige Bergtour im Juli konnte ich meine Decke natürlich nicht mitnehmen, ich habe danach 5 Tage „nachgehäkelt“, im schönen 11-15 Grad-Gletschersee-Türkis, das einfach gut zur Temperatur im Gebirge passte. Der türkise Streifen in meiner Decke erinnert mich nun an diese Traumtage in den Alpen.

Meine letzte Reise trat meine Decke mit mir im Dezember nach Oberösterreich an. Weil ich mit dem Zug unterwegs war und schon viel Gepäck hatte (naja, Bücher, Kalender, Steine…), schickte ich sie mit der Post hin- und her. Dabei ging die Decke am Postweg verloren (fraaaaag nicht!), doch es nahm ein gutes Ende. Wir konnten die letzten paar Tages des Jahres gemeinsam am Sofa beenden.

Meine 10 besten Tipps für Deine Temperaturdecke

1. Wolle: Suche unbedingt eine Wolle aus, die Du das ganze Jahr nachkaufen kannst, weil Du vorher ja nicht weißt, wie viel Du von welcher Farbe brauchst. Ich habe am Beginn einfach pro Farbe ein Knäuel gekauft und dann immer nach Bedarf nachgekauft. Meine Wollwahl für 2024 und 2025: Merino 120 von Elisa (100% Schurwolle).

2. Farben: Wähle Farben, Du Du wirklich gerne magst. Niemand sagt, dass heiße 30 Grad rot sein müssen oder Schneetemperaturen weiß. Ich habe mich für Pastelltöne entschieden. Noch ein Tipp: Deine Lieblingsfarbe solltest Du eher für einen mittleren Temperaturbereich wählen, dann kommt sie oft vor in Deiner Decke.

3. Muster: Da gibt es natürlich unendlich viele Möglichkeiten! Mir war wichtig, dass ich nicht zählen muss und nicht sehr genau schauen muss, wo ich „hineinsteche“ beim Häkeln, deswegen wurde es der „Moss Stich“: immer eine Luftmasche und 1 feste Masche im Wechsel.

4. Temperaturskala: Ich habe 5er-Schritte gewählt und mit 10 Farben gearbeitet, also z.B. von 11 bis 15 Grad Atterseetürkis und von 31 bis 35 Grad Himbeerrosa. Zuerst würde ich alle Wollen der Reihe nach auflegen und dann mit kurzen Fäden ein Kärtchen wie am Foto weiter oben zaubern. Ich konnte mir nach einem Jahr immer noch nicht merken, welche Temperatur welche Farbe hat.

5. Maschenprobe: In dem Fall wirklich ein Muss, denn Du möchtest nicht, dass Deine Decke zu kurz oder zu schmal wird. Mit etwas Herumprobieren mit Maschenanzahl, Muster oder Nadelstärke kommst Du dann sicher genau zu Deinen Traummaßen. Ich habe mit einer 4er Häkelnadel 250 Maschen angeschlagen. Meine fertige Decke misst jetzt ca. 180 cm x 100 cm.

6. Temperatur: Ich habe die Temperatur immer kurz vor dem Loshäkeln am Handy abgelesen, egal zu welcher Uhrzeit und wo ich gerade war. Ich wollte es so einfach wie möglich und nicht wissenschaftlich. Ein Blick aufs Handy, ein Blick auf mein Temperaturkärtchen. Basta!

7. Fäden vernähen: Ich gebe Dir den guten Rat, die Fäden entweder immer sofort oder konsequent am Monatsende zu vernähen, sonst werden es seeeeehr viele… Natürlich kannst Du sie auch miteinhäkeln oder -stricken oder am Ende in einem Rand verschwinden lassen. Google kennt viele Tricks!

8. Rand: Da gibt es wirklich viele Möglichkeiten, am besten machst Du Dich wie ich in einem Handarbeitsforum schlau. Auf Facebook gibt es die geniale GruppeStricken und Häkeln ohne Grenzen„, da habe ich unzählige tolle Tipps erhalten. Ich habe meine Decke dann der Einfachheit halber mit einer etwas dickeren Wolle in Grau mit der gleichen Nadelstärke mit festen Maschen umhäkelt. Ging schnell und sieht recht gut aus.

10. Wollresteverwertung: Ich habe aus den Resten einen Loop gehäkelt und die ganz kleinen Schnipsel den Vögeln im Garten zum Nestbau überlassen. Was für eine süße Vorstellung, dass die kleinen Piepmätze in meiner Gegend es nun besonders bunt und flauschig haben!

9. Kreative Ideen: Ich habe immer am Monatsende eine Kontrastreihe gehäkelt (ich wählte dafür Silbergrau). Für besondere Tage kannst Du auch einen Glitzerfaden mithäkeln, etwa für Geburstage oder wichtige Ereignisse. Am Ende kannst Du das Jahr aufsticken oder auch die Orte, an die Du mit Deiner Decke gereist bist.

Wie es weiterging

Neues Farbschema für 2025
Auch der Kater liebt die Decke


Ich war 2 Tage auf kaltem, nicht kuscheligen „Entzug“ und hab dann am 3. Januar 2025 mit Temperaturdecke Nr. 2 begonnen – für meine jüngere Tochter, die auch wirklich sehr hübsche Farben für sich ausgesucht hat. Immer noch häkle ich jeden Tag mit stiller Freude. Meine Decke und ich wachsen miteinander in dieses neue Jahr hinein.

Fast jeden Tag hülle ich mich am Sofa in meine Decke und ich lieb’s! Und der Kater ebenso 😉 Auch der Gedanke, dass mein Werk ein Familienerbstück werden könnte gefällt mir. Wer weiß, wie viele Generationen sich noch in meine Decke kuscheln werden? Ein schöner Gedanke.

Wenn ich Dich inspirieren konnte, wünsche ich Dir viel Freude beim Häkeln oder Stricken DEINER Decke! Ich freue mich sehr, wenn Du Deine Deckengeschichte oder -Fotos mit mir teilen willst!

Eingehüllt & happy…
… in meine schöne Temperaturdecke

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