Diese schöne Stille

Kaum ist Dezember, geht es schon wieder los mit dieser vorweihnachtlichen Hektik. Und alle Jahre wieder versuche ich, mich da möglichst rauszunehmen. Ein netter Versuch, der immer wieder scheitert. Auch heuer finde ich zwischen Steine-Produzieren, Weihnachts-Märkten, Workshops und Schreiben wenig Ruhe. Aber ich brauche sie dringend, die Stille, und versuche, sie mir immer wieder zu schenken. Und ich habe mir geschworen, dieses Jahr keinen Schritt mehr auf die Weihnachtsshopping-wahnsinnige Mariahilfer Straße zu setzen.

Bei unserem Jahres.Rückblick“-Workshop Ende November in Wien, den ich mit meiner Freundin Aliana hielt, habe ich ein Karten-Set gestaltet. Mit 12 Karten, die mit Worten und Sprüchen alles, was mir im Jahr 2019 wichtig war, abbilden. Auf einer dieser Karten steht „Stille“. Letzten Samstag haben wir dann nach Wien denselben Workshop auch im Waldviertel gehalten. Am Abend davor habe ich die unten abgebildete „Stille“-Karte aus meinem 12er-Set gezogen. Wie passend fürs ruhige Waldviertel, dachte ich mir. Aber es kam etwas anders.

Kleine Planänderung

Als wir in der Früh in die gebuchten Räumlichkeiten kamen, wurden wir mit brüllendem Baulärm empfangen. Im Stockwerk darüber wurde gestemmt, gebohrt und gehämmert, dass die Wände wackelten und alles dröhnte. Unser Ablaufplan sah am Vormittag Stille-Zeit vor, mit einer geführten Meditation und viel Ruhe, damit unsere Teilnehmerinnen ihre Gedanken zum Jahr aufschreiben konnten. Was jetzt? Wir versuchten ruhig zu bleiben und es mit Humor zu nehmen. Die Arbeiter versicherten uns, dass sie gegen Mittag fertig sein würden. Wir änderten spontan unser Programm, starteten mit Gesprächen, zogen einen anderen Programmteil vor und hatten tatsächlich viel Spaß, als just immer ein lautes Hämmern oder Bohren wie eine Untermalung des Gesagten in unsere Gespräche fuhr.

Danke fürs Brüllen, lieber Baulärm!

Und dann war es in diesem Workshop so ruhig wie noch nie. Die Arbeiten hatten tatsächlich aufgehört und die nachfolgende Stille war besonders. Statt geredet wurde geflüstert, oft war es mucksmäuschenstill im Raum. Acht Frauen arbeiteten leise vor sich hin, ganz selten wurde laut gelacht oder gesprochen. Bei der Abschlussrunde bedankte ich mich bei den Bauarbeitern und beim Universum für diese Herausforderung. Der Lärm war genau so eine Art Prüfung, wie ich sie in meinem Einführungsvortrag erwähnt hatte. Es lag an uns, ihn zu akzeptieren und uns nicht den Tag verderben zu lassen – von etwas, das wir nicht ändern können. Und die nachfolgende Stille war dafür umso schöner und intensiver.

Noch ein Stille-Tipp für die Advent-Zeit: Im Servitenkloster wurde am Samstag die Ausstellung „Und es ward Licht“ eröffnet. Sie kann bis 8. Jänner besucht werden. Drei Künstlerinnen stellen im ruhigen und hellen Gang des Klosters ihre bezaubernden Werke aus. Lichtvolle Kunst, zum Still-Werden, Sich-drinnen-Verlieren und Seelen-Streicheln. Ich habe mir bei der Vernissage einen aus Draht geformten „Licht“-Schriftzug gekauft, über die erfrischenden Wort-Bildchen von Gabriele A. Pühringer geschmunzelt und bin zu Harfenklängen in ein Licht-Bild von Farb-Alchemistin Martina Höss versunken. Das links abgebildete Werk von Malerin Christine Kaufmann gefiel mir besonders gut. Als ich den Titel las, musste ich schmunzeln. Es heißt „Stille“.

 

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